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Ratsuchende Menschen kamen täglich zu dem alten Mönch, der sich oben im Kloster geduldig die Sorgen der Menschen anhörte. Seltsame Antworten gab er auf ihre Fragen und niemals einen konkreten Rat. Dennoch kamen sie immer wieder, manche von weit her.
"Was kann ich tun, dass mein Kind glücklich wird?" rief eine Mutter ihm zu. "Gibt es das Geheimnis glücklicher Kinder?", ergänzte ein Vater. Selten war die Unruhe so groß wie bei diesen Fragen. "Hört!", rief der Mönch, "hört das Klatschen meiner Hände!" Mit lautem Schall schlug er seine Handflächen zusammen. "Und nun", rief er, "nun hört das Klatschen dieser Hand!" Er hob eine Hand. Es bleib still, und alle lauschten gespannt.
"Wenn du ein Kind hast", flüsterte er in die Stille, "wird es glücklich werden; wenn du jedoch keines hast, wirst du es verlieren und Traurigkeit wird einziehen in dein Haus. Das ist das Geheimnis!" Leise wiederholte eine Frau diese Sätze, um zu verstehen: "Wenn ich ein Kind habe, wird es glücklich sein; wenn ich keines habe, werde ich es verlieren und Traurigkeit wird einziehen in mein Haus."
Es dauerte eine Weile, bis eine Frau in die Stille sagte: "Als ich gestern mit meinem Kind auf dem Fußboden lag und wir gemeinsam träumten, spürte ich so intensiv wie selten, dass ich ein Kind habe; wir waren uns so nah."
"Wenn wir gemeinsam den Sonnenuntergang betrachten", begann ein Vater, "wenn ich am Abend an seinem Bett sitze und wir auf den Tag zurückblicken", ergänzte ein zweiter, "wenn ich mit ihm lache oder wenn ich den Grund seiner Traurigkeit verstehe und es fest an mich drücke", fügte eine Mutter hinzu, "immer dann weiß ich, dass ich ein Kind habe".
"Immer dann", sagte ein Vater nachdenklich, "wenn ich keine Zeit habe, seine Erfolge mit ihm zu feiern, seine Sorgen zu hören, seine Begeisterung zu teilen, immer dann merke ich, dass mir mein Kind mehr und mehr verloren geht." Noch lange wurde an diesem Tag miteinander darüber geredet, was es bedeutet, ein Kind zu haben.
Einleitende Bemerkung zur Geschichte
Mit einigen einleitenden Sätzen können das Interesse an einer Geschichte erregen und die Aufmerksamkeit der Zuhörer steigern:
Was können wir tun, dass unser Kind glücklich wird? Diese Frage beschäftigt Eltern seit jeher. Auch wir, Eltern, Großeltern und Paten, stellen uns diese Frage heute und sicherlich noch oft. In Erziehungsratgebern findet man oft als Antwort: "Es gibt kein Patentrezept!" Der Theologe und Pädagoge Frank Maibaum hat in seinem Buch "Das Taufbuch" eine Geschichte erzählt; die uns vielleicht hilft, selbst eine Antwort zu finden.
© Text Frank Maibaum für taufe-texte.de / Erstmals veröffentlicht in "Das Taufbuch" 2006 im J. F. Steinkopf Verlag. Texte auf taufe-texte.de dürfen für private Zwecke gern genutzt werden. Die Übernahme auf Internetseiten bzw. in Printmedien bedarf der ausdrücklichen, schriftlichen Genehmigung - das gilt auch für die Veröffentlichung in sozialen Medien (facebook u.a.)
Jesus herzte und segnete die Kinder. In den Ablauf des Taufgottesdienstes gehört immer auch eine Mahnung an die Erwachsenen (Eltern und Paten), ihre Kinder im Sinne Jesu zu behandeln und zu erziehen. Anstelle einer solchen direkten "Tauf-Ermahnung" kann diese Geschichte stehen. Es ist Weisheitsgeschichte aus der Reihe "Die Weisheiten des Chrysostomos" des Autors Frank Maibaum. "Wie wird ein Kind glücklich?" ist einerseits ein pägdagogisches Thema. Doch diese Frage berührt auch die Theologie und Philosophie.
Lesungen / Geschichten zur Taufe:
Überblick und Infos zu den Geschichten
• Glückliche Kinder
Gottes größtes Geschenk
Kleiner Prinz - Kurzversion
Egoistischer Riese - Kurzversion
Extra Kapitel:
Biblische Geschichten für und über Kinder