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Warum erkennt man an der blauen Kleidung kleine Jungen? Warum mögen Jungen keine pinken (rosaroten) Spielsachen? Ist das angeboren? Liegt diese Vorliebe für bestimmte Farben vielleicht schon in den Genen begründet - also von Natur aus genderspezifisch? Ist das anerzogen, sozial vererbt - weil die großen Männer eher zu Blau als zu Pink tendieren und die kleinen Jungen sich damit identifizieren?
Die Frage, warum man mit Jungen die Farbe Blau verbindet, könnte man ganz einfach so beantworten: Weil die Bekleidungsindustrie - ausgehend von Amerika - in den Jahren zwischen 1920 bis 1940 die Farbe Blau für Jungen festlegte und konsequent vermarktete. Diese Antwort ist nicht ganz falsch; denn vorher gab es bezüglich der Farben diese heutzutage auffällige Trennung zwischen Jungen und Mädchen nicht in diesem Maße. Suchte man nach genderspezifischen Farben, so gab es gegensätzliche Auffassungen: Im Jahr 1856 schrieb die Philadelphia erschienene Frauenzeitschrift Godey's Magazine sowie die Londoner Illustrated London News: "Blau ist die Farbe der kleinen Mädchen, und Rosa oder Pink für das andere Geschlecht" während das ebenfalls in Philadelphia erschienene Paterson's Magazine im selben Jahr das Pink als Mädchenfarbe sah. (siehe: Liste historischer Belege für Pink und Blau als Gender Kennzeichen) Wissenschaftler untersuchten die Kataloge der Kinderkleidung zwischen den Jahren 1920 und 1940 mit dem Ergebnis: Das Blau für Jungen wurde konsequent aufgebaut. Ja, es wurde durch Marketingstrategien sogar ein Wechsel von Rosa zu Blau bewirkt. Denn zu der Zeit tendierte man bei kleinen Jungen eher zum Rosa.
Rosa war die Farbe der Jungen!
Die Trikots des 1897 gegründeten Fußballvereins Juventus Turin waren Rosarot - blaue Trikots für Männer hätten damals eher lächerlich ausgesehen, denn Pink war die Farb der Jungen. Rosa / Pink war das "kleine Rot". Rot war und ist als liturgische Farbe die Farbe des Feuers, der Kraft, des Kampfes. Noch heute legen die christlichen Kirchen an Tagen der Kämpfer für den Glauben rote Tücher auf die Altäre und hängen sie an die Kanzeln. Rot ist die Farbe der der Märtyrer und Kämpfer. Rosa, das kleine Rot verband man im Mittelalter und bis in die Neuzeit eher mit Jungen. Die Jungen waren zwar nicht vorwiegend rosa gekleidet, schon gar nicht spielten sie mit pinkfarbenen Spielsachen; doch hätte man damals schon Wert auf farbliche Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen gelegt und hätte man die finanziellen Mittel für vielfältige unterschiedliche Kleidung und Spielsachen gehabt, die Dinge für die Jungen wären durchaus auch rosarot gewesen.
Die Spieler des Fußballvereins Juventus Turin trugen rosa, denn das war noch vor hundert Jahren eine Jungenfarbe! Das 'Ladies Home Journal', die größte und älteste amerikanische Frauenzeitschrift (1883 in Philadelphia gegründet) schreibt noch im Jahr 1918 "Die allgemein akzeptierte Regel ist Rosa für Jungen und Blau für die Mädchen". Die Zeitschrift weiß auch den Grund für diese genderspezifische Farbzuweisung: "Rosa ist eine entschlossenere und kräftigere Farbe, die besser zu Jungen passt, während Blau hübscher bei Mädchen aussieht, weil diese Farbe delikater und anmutiger ist." (Zitiert nach welt.de/ Als Jungen noch Rosa trugen)
Den Jungen ist die Vorliebe für Blau nicht angeboren!
Unterschiedliche Menschen haben sicherlich von Natur aus unterschiedliche Vorlieben, auch für unterschiedliche Farben. Doch der Blick in die Geschichte zeigt, dass Jungen nicht grundsätzlich von Natur aus zu Blau tendieren. Diese Farbzuordnung ist "gemacht", wird also von Außen an die kleinen Jungen herangetragen - soviel ist sicher. Doch es ist zu einfach, die Ursachen dafür nur bei der Industrie zu suchen. Und noch einfacher ist es, zu meinen, diese Farbzuordnung sei ganz willkürlich, als säßen da irgendwo oben Industriebosse, die die Menschen in die eine oder andere Richtung manipulieren.
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Die unterschiedliche Farbpräferenz von Jungen und Mädchen hat viele Ursachen!
Blicken wir in die 20er Jahre des vergangenen Jahrhunderts, so sehen wir auch, dass man kleine Jungen gern in Matrosenanzüge steckte, die waren - wie auch die Arbeitsanzüge der Männer - aus ganz praktischen Gründen blau. Das Gleiche galt für die Blue-Jeans, die damals insbesondere als Arbeitshose verbreitet war. Die Farbe Pink für Männerjeans wäre damals zwar nicht lustig, aber unpraktisch gewesen - weil besonders schmutzempfindlich. Da man die "kleinen Männer" gern in Kleidung steckte, die auch die großen Männer trugen, verbreitete sich auch daher die blaue Farbe bei den Jungen.
Das Blau ist also bezüglich Schmutz eine unempfindliche Farbe und setzte sich daher bei Arbeitern durch, was auch auf die kleinen Jungen "abfärbte". Doch ganz unschuldig am Pink-Blau-Spiel ist die Industrie nicht. Die wachsende Bekleidungsindustrie der 20er Jahre des vergangenen Jahrhunderts machte sich aufgrund des breiteren Wohlstandes und fortschreitender technischer Entwicklung Gedanken darüber, welche unterschiedlichen, geschlechtsspezifischen Farben die Kleidung für Jungen und Mädchen haben kann. Denn wenn die Kleidung von Mädchen und Jungen nicht austauschbar ist, lässt sich mehr verkaufen. So bot sich für die Mädchen als Kontrast das Rosa an, das früher eher für die Jungen stand.
Bildnachweis: Baby mit Krawatte / Pixabay / bearb. taufe-texte.de
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